Wie kann man die Geschichte der Bibel zusammenfassen? Wieso ist die Welt so wie sie ist? Was ist Gottes Plan, um seine Schöpfung zu retten? Was ist das Evangelium? Etwa das Gott seinen Sohn als Menschenopfer gebraucht hat, um seinen Zorn zu besänftigen? Nein, die Geschichte der Bibel ist viel besser!
Die große Story der Bibel
In Gen 1,2 entdecken wir eine Welt, die von Mächten des Chaos (ich will dabei offen lassen, ob diese Mächte wörtlich zu verstehen sind oder als Bild stehen für Egoismus, Tod, alles was Leben zerstört, kurz: Sünde) gekennzeichnet ist. John H. Walton fasst Vers 2 mit folgender Umschreibung zusammen: „Die Erde war funktionslos; es herrschte eine urzeitliche, wässrige Finsternis, und ein übernatürlicher Wind, der von der Kraft Gottes durchdrungen war, zirkulierte über der Oberfläche der Wasser“ (2001:78). Es war Gottes Geist, der Ordnung in das Chaos brachte und Leben möglich machte.
Gott schuf uns Menschen als sein Ebenbild (εἰκών eikōn) und setzte uns ein, um diese Welt in Gemeinschaft mit ihm zu regieren (Gen 1,26-28). Gott gab „eine delegierte Form von Gottes eigener königlicher Autorität über die gesamte Schöpfung an die Menschen weiter“ (Wright, 2006:426) (HIER gibt es mehr Informationen dazu was es bedeutet im Ebenbild Gottes geschaffen zu sein und zu unserer Berufung diese Welt zu regieren). Wir sollten diese Autorität nutzen, um diese Welt zu kultivieren, zu gestalten und vor den Chaos-Mächten aus Gen 1,2 zu beschützen.
Aber wir haben die Autorität und Freiheit, die Gott uns gegeben hat, genutzt, um Gottes Weg abzulehnen. Wir sind unseren, selbstsüchtigen Wünschen (= Sünde) gefolgt, statt Gott zu gehorchen. Dadurch sind wir unter die Macht der Chaos-Mächte gekommen. Wir haben angefangen auf diese Mächte zu hören, statt den einzig wahren Gott, anzubeten. Dadurch haben wir diesen Chaos-Mächten die Autorität übertragen, die Gott uns anvertraut hat.
Als Folge davon sind wir Sklaven dieser dunklen Mächte, die diese Welt regieren, geworden. Statt zu regieren werden wir regiert. Wir sind Sklaven der Sünde (Röm 6,16). Unser Leben spiegelt nicht mehr Gottes Schönheit wider (wir sind kaputte Ebenbilder eikōn), sondern ist geprägt von Zerbrochenheit und Sünde. Die Welt ist so zerbrochen wie sie ist, weil wir unsere Autorität den Chaos-Mächten übergeben haben und diese nun diese Welt regieren (Joh 12,31; 14,30; 16,11; 2 Kor 4,4). Das Wort, das in Joh 12,31 mit „Fürst“ (archon) übersetzt wird, bezeichnete in der griechisch-römischen Welt gewöhnlich „den höchsten Beamten in einer Stadt oder einer Region“. Während Jesus und seine Anhänger natürlich glaubten, dass Gott der oberste Herr über die gesamte Schöpfung ist, sahen sie Satan eindeutig als den funktionalen Herrn der Erde in der Gegenwart an.
Jesus hat uns durch sein Leben gezeigt, zu was für einem Leben wir berufen sind. Er war das perfekte Ebenbild (eikōn) Gottes und hat uns durch sein Leben gezeigt, was es bedeutet Gottes Schönheit zu reflektier,en und im Leben zu regieren. Alles in seinem Leben war geprägt von selbstloser (Agape) Liebe, die Gottes Wesen ausmacht (1 Joh 4,8). Jesus rief uns seinem Vorbild zu folgen. Dafür müssen wir uns abwenden von unseren selbstsüchtigen Wegen. Wenn wir ehrlich sind schaffen wir dies aber nicht aus eigener Kraft, weil wir Sklaven der Sünde (= alles, was nicht dem entspricht, wozu wir geschaffen worden sind) sind.
Jesus ist gekommen, um die Mächte zu besiegen, die uns gefangen halten und die Autorität zurückzuerobern, die wir diesen Mächten gegeben haben. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er die Mächte bezwungen und damit für uns einen Weg geöffnet wieder das zu tun zu dem wir berufen sind. ,Durch Jesu Tod sind wir befreit von der Sklaverei der dunklen Mächte und der Sünde und des Todes.
Die ersten Christen haben das Werk Jesus als großen Sieg über die bösen Mächte verstanden. Alleine durch Jesus können wir frei werden von der Macht der Sünde und des Todes.
Jesus lädt jeden Menschen ein sich von seinen selbstsüchtigen Wegen (Sünde) abzuwenden (Buße tun) und stattdessen ihm und seinem Weg der Liebe nachzufolgen.
Jesus nachzufolgen bedeutet ihn zu lieben, ihm zu gehorchen und ein Leben geleitet von Gottes selbstloser Liebe zu leben. Wer Jesus zum Herrn seines Lebens macht, wird vom Heiligen Geist erfüllt werden. Der Geist Gottes bewirkt innere Veränderung, heilt zerbrochene Herzen und schenkt Kraft, dass wir uns wirklich von unseren falschen Wegen abwenden können. Er hilft uns als Gottes Ebenbild zu leben, dadurch erneut Gottes Schönheit in diese Welt zu strahlen und diese Welt gemeinsam mit Gott, durch seinen Weg der selbst opfernden Liebe, zu regieren.
Bibelverse:
Gen 3,15 (GNB)Sie werden euch den Kopf zertreten, und ihr werdet sie in die Ferse beißen.«
Kol 2,15 (GNB)Die Mächte und Gewalten, die diesen Schuldschein gegen uns geltend machen wollten, hat er entwaffnet und vor aller Welt zur Schau gestellt, er hat sie in seinem Triumphzug mitgeführt – und das alles in und durch Christus.
Hebr 2,14-15 (EÜ)14 Da nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil genommen, um durch den Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel,15 und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren.
1 Joh 3,8 (LUT)Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.
Joh 12,31 (GNB)Jetzt wird der Herrscher dieser Welt gestürzt.
Kol 1,13-14 (NGÜ)13 Denn er hat uns aus der Gewalt der Finsternis befreit und hat uns in das Reich versetzt, in dem sein geliebter Sohn regiert.14 Durch ihn, Jesus Christus, sind wir erlöst; durch ihn sind uns unsere Sünden vergeben.
Woher wissen wir, dass Gott uns Autorität gegeben hat, die wir verloren haben?
In Gen 1,26-28 lesen wir, dass Gott uns als sein Ebenbild erschaffen hat und uns den Auftrag und die Autorität gegeben hat diese Welt in Gemeinschaft mit ihm zu regieren. Aber es gibt unzählige Bibelstellen die Satan als den Herrscher dieser Welt bezeichnen (Joh 12,31; Joh 14,30; 1 Joh 5,19; 2 Kor 4,4; Eph 2,2). Wie ist Satan an die Macht gekommen, wenn wir die Autorität hatten? Durch unsere Sünde und unsere Götzenanbetung haben wir die Autorität die Gott uns gegeben hat an Satan verloren und sind dadurch seine Sklaven geworden. Satan und seine Geister sind die Mächte die im Verborgenen diese Welt dirigieren und versuchen Chaos und Tod zu bringen.
Wie hat Jesus seinen eigenen Tod verstanden und erklärt?
Jesus gab uns ein Mahl um seinen Tod zu verstehen. Jesus erklärte seinen Jüngern die Bedeutung seines Todes beim Passahmahl. Das Passahfest wurde gefeiert zur Erinnerung an den Auszug der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten (der sogenannte Exodus). Jesus hat den Exodus als Kontext gewählt in dem wir seinen Tod und seine Auferstehung verstehen sollen. Jesus hat durch seinen Tod und seine Auferstehung einen neuen Exodus ermöglicht. Durch Jesus können wir frei werden von den dunklen Mächten die uns versklaven und einziehen in sein verheißenes Land (das Leben zu dem er uns berufen hat).
In Markus 10,45 erklärt Jesus seine Aufgabe darin, „dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele“ (LUT 2017). Das Wort Lösegeld (λύτρον lytron) ist in dem Kontext „einen Sklaven/Gefangenen freikaufen“ zu verstehen. Jesus kaufte uns durch das Kreuz und die Auferstehung frei von den Mächten derer Sklaven wir waren.
Was ist Sünde?
Das Wort Sünde bedeutet “das Ziel zu verfehlen” (wie wenn man beim Bogenschießen an der Zielscheibe vorbei schießt). Sünde ist alles was wir tun was nicht mit dem zusammenpasst wozu Gott uns geschaffen hat, eben wenn wir das Ziel unseres Lebens verfehlen. Wir sind geschaffen um Gottes Schönheit zu reflektieren und diese Welt, getrieben von seiner selbstlosen Liebe, in Gemeinschaft mit ihm zu regieren. Egoismus, Gier, Rassismus, Selbstliebe, Entschlossenheit nicht zu vergeben,… all dies sind Entscheidungen die Zerstörung und Leid bringen und deshalb mit unserer Berufung nicht vereinbar sind. Weil Sünde immer Tod in irgendeiner Form bringt hasst Gott Sünde. Er liebt uns Menschen und will nicht, dass wir einander Schaden zufügen. Deshalb hasst Gott Sünde jeglicher Art, weil sie seine Schöpfung und seine Geschöpfe zerstört.
Bibliographie:
Walton, J. H. (2001). Genesis (S. 78). Grand Rapids, MI: Zondervan.
Wright, C.J.H. 2006. The Mission of God: Unlocking the Bible’s Grand Narrative. Downers Grove: IVP Academic: An Imprint of InterVarsity Press.
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