Römer 8,28:
Eines aber wissen wir: Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben; sie sind ja in Übereinstimmung mit seinem Plan berufen.(NGÜ)
So oder so ähnlich wird dieser schöne Vers oft übersetzt. Allerdings bringt diese Übersetzung auch ein paar Probleme mit sich.
- Der Mensch ist passiv. Gott ist es der alles zum Guten wirkt, egal was der Mensch tut oder nicht tut.
- Es suggeriert, dass auf jeden Fall Gutes aus Bösem heraus kommen wird. Aber was wenn dies nicht geschieht? Sehr viele Christen leiden ihr Leben lang unter den Konsequenzen von Bösem, Missbrauch oder einem Unfall ohne die gute Frucht davon zu sehen! Zu viele haben sich von Gott abgewendet, weil sie die Erfüllung dieser „Verheißung“ nicht erlebt haben.
- Diese Übersetzung limitiert Gottes Wirken zum Guten auf die Menschen, die Gott lieben. Wirkt Gott in den Leben derer die ihn nicht lieben nicht? Gott wird in der Bibel als der beschrieben, der uns bereits geliebt hat als wir noch seine Feinde waren (2 Kor 5,18). Er wirkt bereits in den Leben derer die ihn hassen und ihn bekämpfen (das Leben von Paulus ist ein gutes Beispiel dafür). Gott wirkt in jedem Leben zum Guten hin so viel wie er kann.
Wie kann dieser Vers besser übersetzt werden?
Die UBS Handbücher wurden speziell dafür gemacht um Bibelübersetzer mit allen notwendigen Informationen über den Urtext zu versorgen, die nötig sind um den Text gut übersetzen zu können. Nachdem die wichtigsten Informationen erklärt werden und verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten verglichen werden wird eine empfohlene Übersetzungsmöglichkeit angeboten.
UBS empfiehlt für Römer 8,28 folgende Übersetzung:
“in every experience which we have God works things out for good with us who love him” or “… God, together with us who love him, works so that what happens will be for good.” *
„in allem was wir erleben wirkt Gott zum Guten zusammen mit denen die ihn lieben“ oder „…Gott, zusammen mit denen die ihn lieben, wirkt so dass was auch geschieht zum Guten dient“ (Übersetzung vom Autor dieses Artikels)
Diese Übersetzung bestätigt, dass Gott nicht alleine wirkt und der Mensch passiv ist, sondern, dass Gott in Partnerschaft mit Menschen arbeitet und unsere Zusammenarbeit braucht um Gutes aus Leid und Bösem hervorzubringen. Dies würde dann auch erklären, warum nicht immer Gutes aus Bösem hervorkommt. Wenn wir Menschen unseren Teil nicht dazu beitragen, dann kann dies Türen versperren und das Gute demnach nicht eintreten. Zuletzt beschränkt es Gottes gutes Wirken nicht auf die Menschen, die ihn lieben, was besser zum gesamten Kontext des Neuen Testaments passt.
Leid und Schmerz ist nicht Gottes Wille für unser Leben. Er hat Gutes für uns im Sinn. In Zusammenarbeit mit uns kämpft er kontinuierlich gegen Leid, Ungerechtigkeit und das Böse indem er aus Asche Schönheit hervorbringt und Gutes aus Bösem erschafft. Das Maß, in dem Gott Böses in der Welt bekämpfen kann, ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig (z.B. Faktoren in der geistlichen Welt, der freie Wille von Menschen und Mächten…). Gott kann das Böse nicht einfach alleine stoppen, aber er ist beständig daran, in Zusammenarbeit mit uns Menschen, Gutes aus Bösem hervorzubringen und das Böse in der Welt zurückzudrängen.
* Newman, B. M., & Nida, E. A. (1973). A handbook on Paul’s letter to the Romans (pp. 165–167). New York: United Bible Societies.
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