Für mich war der Glaube an eine ewige Hölle nie ein Problem. Ich habe mehr über die Hölle geredet als jeder andere Christ den ich kannte. Die Lehre, dass Gott alle Menschen mit sich versöhnen wird, die Allversöhnung, war für mich gefährliche Irrlehre. Hier will ich 13 Gründe erklären warum ich inzwischen nicht mehr an ewige Folter glauben kann, sondern überzeugt bin dass am Ende Gott alle Menschen mit sich versöhnen wird.
1. Die Lehre einer ewigen Hölle widerspricht der Lehre der Bibel
Ich liebe die Bibel! Je mehr ich die Bibel lese und studiere, umso mehr Stellen entdecke ich die auf eine Errettung aller Menschen hindeuten (eine kleine Auswahl: Joh 1,29; Röm 5,19; 1 Kor 15,24-28; 2 Kor 5,19; Phil 2,9-11; Kol 1,20; 1 Joh 2,2). Ich sehe die Bibel als Gottes inspiriertes Wort, an dem ich mein Leben ausrichte. Der Glaube, dass Gott einen Großteil aller Menschen ewig in der Hölle foltern wird, tut der Bibel, meiner Meinung nach, Gewalt an. Die Lehre von ewiger Folter widerspricht vielen Bibelstellen die von der Rettung aller Menschen reden. Die Stellen die oft gebraucht werden um die Existenz einer ewigen Hölle zu begründen werden ab und zu aus dem Kontext gerissen, falsch übersetzt oder die literarische Gattung wird nicht berücksichtigt. Ich würde mich dem Wort Gottes gegenüber ungehorsam fühlen, würde ich an eine ewige Hölle glauben.
2. Das Neue Testament gibt dem Thema Hölle keine große Priorität
Paulus hat den gesamten Ratschluss Gottes verkündet (Apg 20,27) und trotzdem taucht das Wort Hölle in keinem seiner Briefe oder Predigten auf.
Jesus hat nur zu 5 Anlässen das Wort Hölle (lese HIER was Jesus gemeint hat als er von der „Hölle“ geredet hat) gebraucht. Die meisten anderen Worte Jesu, die heute benutzt werden um eine ewige Hölle zu begründen, waren Gleichnisse oder Vergleiche, was bei der Auslegung beachtet werden sollte!
Würde dem Großteil der Menschheit ewiges Leid in der Hölle bevorstehen, dann hätte das Neue Testament sicher mehr darauf Aufmerksam gemacht und davor gewarnt.
3. Eine ewige Hölle verwandelt Gottes glorreichen Sieg in eine Niederlage
Angenommen Hitler wäre nicht besiegt worden, sondern hätte 60% der Welt erfolgreich erobert und besetzt: Hätten die Alliierten es als glorreichen Sieg angesehen, dass sie es geschafft haben 40% der Welt vor Hitler zu retten? Nein! Es wäre kein Sieg, sondern eine Niederlage gewesen. Hitler hätte triumphiert.
Die ersten Christen haben Jesu Tod und Auferstehung als glorreichen Sieg gefeiert und seine Botschaft als Gute Nachrichten (Evangelium) verstanden. Wenn wirklich der Großteil aller Menschen verloren ist und ewig in der Hölle leiden wird, ist dies ein glorreicher Sieg Gottes oder hat es der Feind dann erfolgreich geschafft Gottes Pläne zu vereiteln?
Die Botschaft, dass der Großteil aller Menschen (wir alle haben Freunde und Verwandte die zu dieser Gruppe gehören) ewig in der Hölle leiden wird, ist wahrlich keine gute Botschaft! Wie kann ich ewig Freude haben, wenn ich weiß, dass die Menschen die mir wichtig sind gleichzeitig ewig leiden werden? Nein, Gottes Evangelium ist wahrlich gut. Er wird ALLES Böse besiegen und ALLE Menschen retten.
4. Eine ewige Hölle widerspricht Gottes Charakter
Jesus hat uns Gott als einen Gott offenbart…
…dessen Essenz Agape-Liebe ist.
…der ein guter Vater ist welcher geduldig und mit offenen Armen auf die Heimkehr seines verlorenen Sohnes wartet.
…der seinen Feinden vergibt.
…der alle Menschen retten will.
…der alles Böse besiegen wird und den Tod überwunden hat.
…der verzeiht auch wenn wir das nicht verdienen.
…der Gewalt und Zwang ablehnt.
5. Eine ewige Hölle zieht Gottes Namen in den Dreck
Unzählige Menschen haben sich von dem Gott abgewandt der Menschen in Ewigkeit in der Hölle foltert. Sie konnten so einen Gott nicht mit einem liebenden Gott in Verbindung bringen und haben Gott deshalb komplett abgelehnt. Wenn wir als Christen Gott weiter als ewigen Folterknecht der Welt bekannt machen, dann dürfen wir uns nicht wundern, dass sie unserer Botschaft von einem Gott der Liebe nicht glauben können.
6. Der Glaube an eine ewige Hölle hat fatale Konsequenzen
Im Juni 2001 ertrank Andrea Yates ihre 5 Kinder in der Badewanne um sie vor dem Horror der Hölle zu beschützen. Sie glaubte, dass ihre Kinder automatisch in den Himmel gehen würden, weil sie noch nicht das Alter der Unterscheidung zwischen Gut und Böse erreicht hatten. Für Andrea war dies ein Akt der Liebe, um ihre Kinder vor ewigem Leid zu schützen.
Dies ist ganz sicher ein sehr radikales Beispiel, aber leider trotzdem ein sehr reales. Der Glaube an eine ewige Hölle kann sehr hässliche Früchte hervorbringen. Viele Menschen leiden beständig unter der Angst vor der Hölle. Bis heute predigen Prediger (ich unterstelle hier keine böse Absicht, weil ich habe früher auch dazu gehört) Gottes Zorn und ewige Verdammnis von der Kanzel. Ich befürchte, mehr Menschen wenden sich dadurch von Jesus ab, als dass sie wirklich zu Gott umkehren. Aber die Menschen, die Jesus aufgrund dieser Botschaft annehmen, verstehen Gott häufig mehr als ewige Feuerversicherung und weniger als guten König und Vater. Somit verkommt das atemberaubende Evangelium von Gottes großem Rettungs- und Erneuerungsplan zu einer persönlichen Feuerversicherung. Solche Christen sehen oft nicht die Notwendigkeit näher zu Jesus hin zu wachsen und ihm ähnlicher zu werden, weil die Rettung vor der Hölle alles ist, was sie von Jesus wollen. Aber Jesus geht es darum diese Welt zu erneuern und sein Reich hier in unsere Welt zu bringen. Das involviert weit mehr als die Errettung vor einer ewigen Strafe.
7. Wenn Gott wirklich ein guter Vater ist…
Ich bin der Vater von 4 wunderbaren Kindern. Ich liebe jedes einzelne Kind von ganzem Herzen und würde für jedes Kind jederzeit mein Leben geben. Es gibt nichts was meine Kinder tun könnten, dass mich dazu bringen würde sie nicht mehr zu lieben. Ich liebe sie nicht für das was sie tun, sondern dafür wer sie sind. Gott ist der Vater aller Menschen (Mal 2,10; Mt 23,9; Lk 3,38; Apg 17,28f; Eph 4,6). Da er ein weitaus besserer Vater ist als ich, wird auch er keines seiner Kinder aufgeben. Wie in dem Gleichnis von dem verlorenen Sohn wird er mit offenen Armen warten, bis auch der letzte rebellische Sohn Buße tut und zu ihm zurückkehrt.
8. Die Rettung aller ist das einzige passende Ende zur Rettungsgeschichte Gottes
In dem Film “Avengers 3: Infinity War” (Spoiler-Alarm!) wird am Ende des Films die Hälfte aller Lebewesen im Kosmos ausgelöscht. Mein Freund, ein echter Marvel-Fan, mit dem ich den Film geschaut habe war richtig verstört von diesem Ende. Viele Menschen weltweit haben in Foren dieselbe Reaktion bekundet. Niemand wollte dieses Ende so richtig glauben.
Wieso merken wir bei einem Marvel-Film, dass das Ende nicht passt, merken es aber nicht bei der Geschichte Gottes? Alle Christen glauben, dass Gott gut ist und uns geschaffen hat. Wir haben ihn abgelehnt. Aus seiner Gnade heraus hat er einen Rettungsplan initiiert. Zu glauben, dass Gott nur einen kleinen Teil seiner geliebten Schöpfung retten wird, passt nicht ganz zu der Story. Es macht das Werk Adams größer als das Werk Jesu. Ich stimme mit Paulus überein, dass das Werk Jesu größer ist als das Werk Adams (Röm 5,12-21). Alle Menschen wurden durch den Sündenfall beeinflusst und genauso werden ALLE durch das Werk Jesus gerettet werden. Gottes Rettungsplan wird nicht scheitern. Er wird seine gesamte Schöpfung retten und erneuern. Dies ist das einzige passende Ende zur glorreichen Geschichte Gottes.
9. Der Glaube an die Rettung aller Menschen hilft mir Gottes Doppelgebot der Liebe besser zu erfüllen
Wenn wir glauben, dass Gott Menschen, die ihn ablehnen, eines Tages ultimativ verwirft und ablehnt, dann kann es uns schnell passieren, dass wir das auch tun. Wenn Gott diese Menschen aufgibt, dann muss ich mich doch nicht um sie bemühen. Diese Lüge hatte sich unterbewusst in mein Denken eingeschlichen. Aber jetzt glaube ich, dass Gott jeden Menschen ewig liebt und jeden Menschen erneuern wird. Somit ist jeder Mensch dem ich begegne ein zukünftiger Mitbewohner des Reiches Gottes und ein geliebtes Kind Gottes. Dies im Hinterkopf zu haben hilft mir den Wert in jedem Menschen zu erkennen und jedem Menschen mit Respekt zu begegnen. Gott verwirft seine Kinder nicht und wir sollten seine Kinder auch nicht verwerfen und aufgeben.
10. Die Liebe gibt nie jemand auf! (1.Kor.13,7; GNB)
Gott ist Agape-Liebe (1 Joh 4,16) und Agape-Liebe gibt nie jemanden auf (1 Kor 13,7; GNB). Gott liebt alle Menschen (Joh 3,16; 1 Tim 2,4) und deshalb will er, dass alle Menschen gerettet und mit ihm versöhnt werden. Und er wird dieses Ziel verfolgen, bis er es erreicht hat. Gott wird keines seiner Kinder aufgeben. Lerne mehr über Agape-Liebe HIER.
11. Gottes ultimativer Wille wird in Erfüllung gehen
Manche Christen glauben nicht, dass Gott alle Menschen retten will. Andere bezweifeln, dass er es kann. Ich glaube Gott kann und will und wird es deshalb tun.
Gott will, dass alle Menschen gerettet werden (1.Tim 2,4). Manche Christen zweifeln dies an und glauben, dass Gott nur eine paar wenige Menschen (die “Vorherbestimmten”) liebt und retten wird. Andere glauben, dass Gott zwar alle retten will es aber nicht kann (z.B. weil die Menschen aufgrund ihres freien Willens ewig gegen Gott rebellieren können; aber dies ist zu kurz gedacht). Ich glaube Gott WILL und er KANN alle Menschen retten. Und sein ultimativer Wille (die Erneuerung seiner gesamten Schöpfung) wird in Erfüllung gehen und das ohne dass er seinen Willen Menschen aufzwängen wird oder seine Heiligkeit kompromittieren muss.
12. Gott ist gerecht
Ich glaube, dass Gottes primäre Eigenschaft Agape-Liebe ist. Bereits im Alten Testament ist Gottes unerschütterliche Liebe das Hauptmerkmal mit dem er am häufigsten beschrieben wird. Seine Gerechtigkeit und seine Heiligkeit sind sekundäre Charaktereigenschaften, die Ausdruck/Früchte seiner Liebe sind: Gott vergibt uns unsere Schuld, auch wenn wir das nicht verdienen. Das ist ein Ausdruck von Liebe und Gnade und nicht primär von Gerechtigkeit (HIER findest du mehr Gedanken zum Charakter Gottes).
Allerdings handelt Liebe auch nicht ungerecht. Lasst uns dieses Beispiel anschauen:
angenommen ein Verrückter dringt in mein Haus ein, während ich verreist bin, vergewaltigt meine Familie, tötet sie und flüchtet.
Angenommen Gott vergibt diesem Mann das alles, weil er sein Leben Jesus übergibt, dann würde ich das als ungerecht empfinden. Mein Herz verlangt nach einer Strafe für das was dieser Mann mir angetan hat. Ich würde Gott vermutlich als ungerecht empfinden. Der einzige Weg dies zu ändern wäre, wenn Gott mir hilft diesem Mann zu vergeben und zu verstehen, dass auch dieser Mann eine Geschichte hat, die ihn dahin gebracht hat dies zu tun. Wenn Jesu Liebe mein Herz dahin bringt dem Mörder zu vergeben, der Mörder, mit Gottes Hilfe, erkennt was er meiner Familie und mir angetan hat (was sehr schmerzlich für ihn zu erkennen sein wird, weil er unseren Schmerz dabei erleben wird und dazu die Last dessen was er uns angetan hat), dann kann wahre Versöhnung geschehen und es wird nicht ungerecht sein, weil alle Parteien in Liebe und Versöhnung interagieren. Nur durch die Versöhnung aller Menschen miteinander und mit Gott kann wahre Gerechtigkeit geschehen und Gott alles in allem sein.
Des Weiteren ist eine ewige Hölle in keinerlei Weise gerecht. Viele Menschen wachsen mit regelrechter Gehirnwäsche (sei es religiös oder andere Ideologien) auf. Inwiefern ist es gerecht, wenn Menschen, die von Kindheit auf (z.B. muslimisch oder buddhistisch) indoktriniert werden und vielleicht nur Halbwahrheiten über Jesus hören, dann dafür ewig in die Hölle geschickt werden, dass sie nicht an Jesus geglaubt haben?
Weiterhin lehrt die Bibel uns, dass Strafen angemessen sein sollen („Auge für Auge“) und nicht unverhältnismäßig. Es gibt keine Sünde die ein Mensch begehen könnte, die EWIGE FOLTER rechtfertigt. Dies ist unverhältnismäßig und in keinerlei Weise gerecht.
13. Die Lehre der universalen Versöhnung war vermutlich die dominate Lehre der ersten Christen
Manche Christen glauben, dass die Allversöhnung eine moderne Idee ist. Das Gegenteil ist der Fall. Schon immer gab es Christen die an die Allversöhnung geglaubt haben. Lese HIER warum wir sogar annehmen können, dass die Allversöhnung die dominante Lehre der ersten Christen war.
Dies sind nur 13 von unzähligen Gründen weshalb ich glaube, dass Gott am Ende der Zeit alle Menschen mit sich versöhnen wird und niemand ewig verloren sein wird. Dies ist die Gute Nachricht der Bibel und eine Hoffnung die wahrlich Hoffnung gibt, auch in dunklen Zeiten. Am Ende wird alles gut. Wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. Am Ende wird Gott alles in allem sein (1 Kor 15,28).
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Alex
Ich hatte 25 Jahre mehr oder weniger über die Hölle gepredigt oder sie gelehrt. Seit 2020 hat sich bei mir ein Umdenken eingesetzt und glaube mehr denn je, dass Gottes Liebe so universell und absolut weitreichend und allumfassend ist, dass er jeden noch so kleinen Pimpf rettet.
Früher musste ich nebenbei auch immer Bibelstellen offen stehen lassen, weil sie mit anderen Stellen nicht konform gingen. Nur mal Epheser 2,8-9 und Jakobus 2,20-26 als Beispiel. Heute weiß ich, dass die beiden Abschnitte jeweils ein eigenes Kapitel für sich sind (also isoliert zu betrachten sind) und habe meinen Frieden damit geschlossen.
1. Timotheus 4,10 lehrt ja so schön, dass Gott am Ende alle retten wird. Das Gleiche kann man auch in 1. Korinther 15,22-24 herauslesen, wo alles nach (s)einer Ordnung ablaufen wird.